Mathilda oder Irgendwer stirbt immer: Roman (German Edition) by Heldt Dora

Mathilda oder Irgendwer stirbt immer: Roman (German Edition) by Heldt Dora

Autor:Heldt, Dora [Heldt, Dora]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2020-03-11T16:00:00+00:00


29.

Alina lehnte den Kopf gegen die Scheibe und betrachtete die gelben Maisfelder zu beiden Seiten der Straße. Sie fand die Aussicht wunderschön, genauso wie das Dorf, in das sie gerade fuhren. Da war sie ganz anders als Max, der sich mit Robert auf dem Beifahrersitz unterhielt, sie nahmen ihn mit, er hatte ja kein Auto. Für Max war sein Heimatdorf nur noch der Wohnort seiner Eltern, er selbst hatte damit nichts mehr zu tun. Unter keinen Umständen wolle er da wieder leben, hatte er gesagt. Vermutlich würde er in dieser Ruhe depressiv werden. Er liebte die Stadt, in der man machen konnte, was man wollte, weil es die Nachbarn gar nicht interessierte. Er liebte es, dass man nicht jeden Einkauf mit dem Auto machen musste. Er genoss den Trubel und die Lebendigkeit, in der Stadt war einfach immer was los. Alina verstand das gar nicht. Sie mochte die Weite, den Himmel, Natur und Tiere, für sie war schon die Kleinstadt Husum fast zu groß. Sie wollte nicht zwischen Hochhäusern, Verkehrsstaus und Menschenmassen leben, nicht dem Lärm ausgesetzt sein, nicht die schlechte Luft atmen. Sie war ein Landei. Eigentlich wollte sie das auch gar nicht ändern. Und deshalb freute sie sich, dass sie jetzt auf dem Weg nach Dettebüll waren und sogar dort übernachten würden. An diesem sonnigen Sommerwochenende. Irgendwann würde sie Max schon überreden, sich ihre erste gemeinsame Wohnung vielleicht doch auf dem Land zu suchen.

Jetzt sah sie nach vorn und versuchte rauszubekommen, worüber Max und Robert gerade redeten. Übers Surfen, ein bisschen über das Dorf, den Rest konnte sie nicht verstehen. Sie sprachen auch über einige Leute aus Dettebüll, von denen Alina keinen kannte. Aber das war egal, sie würde die bestimmt alle noch kennenlernen. Jetzt, wo Max es endlich geschafft hatte, sie seiner Familie vorzustellen. Alina hatte gar nicht verstanden, warum er so lange damit gewartet hatte. Es tat ihr leid, dass sie die Großmutter gar nicht mehr kennengelernt hatte, aber das konnte man nun nicht mehr ändern. Die Eltern von Max fand sie wahnsinnig nett, der Vater hatte zwar nicht viel gesprochen, aber er war so freundlich. Und Mathilda war wirklich liebenswert. Auch wenn sie offensichtlich noch um ihre Mutter trauerte. Immer wenn das Gespräch auf Ilse gekommen war, hatte sie so einen komischen Gesichtsausdruck bekommen. Und ganz schnell das Thema gewechselt. Mit der Schwester von Max hatte sich Alina auf Anhieb verstanden, sie war so tough, trotz ihrer Trennung lamentierte sie nicht herum, sondern versuchte, ihr neues Leben so schnell wie möglich wieder in die Bahn zu bekommen.

»Bist du eingeschlafen?« Alina fuhr hoch, als sie die Stimme von Max hörte, und beugte sich nach vorn.

»Nein«, sie streichelte flüchtig seinen Nacken. »Ich war nur in Gedanken. Und sehe mir die schöne Gegend an.«

Robert drehte sich zu ihr um. »Danke noch mal, dass ihr mich mitnehmt nach Dettebüll. Bei dem schönen Wetter hat mir wirklich jeden Abend mein Herz geblutet, wenn ich auf die Flensburger Förde gesehen und dabei gedacht habe, dass mein Surfbrett bei uns im Schuppen liegt.



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